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Donnerstag, 20. April: Herzlich Willkommen zu Hause

Alle sind gesund und gut gelaunt zurückgekehrt.

Ankunft

Montag, 17.-Mittwoch 19. April Mammallapuram

Die letzten zwei Tage unserer Indienreise haben wir in Mamallapuram verbracht. Die relativ kleine Küstenstadt im Westen Indiens ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, da sie die Tempelentwicklung vom Höhlentempel zum freistehenden Tempeln zeigt.

Die Anfahrt gestaltete sich schlimmer als gedacht. Mit nur einem Buswechsel und insgesamt vier Stunden Fahrtzeit war es eine relativ kurze Strecke, doch diese wurde geprägt von überfüllten Bussen, lauten Hupen und stehenden Reisemitgliedern. Dementsprechend müde kamen wir um 21:00 an. Umso größer war die Freude über unser idyllisches Hotel, welches nur ca. hundert Meter vom Strand entfernt liegt.

Der nächste Tag begann mit einem westlichen Frühstück, da Mamallapuram sehr auf Tourismus ausgelegt ist. Nachdem alle reichlich Zeit zur Erholung hatten, trafen wir uns nachmittags um einige Sehenswürdigkeiteen zu besichtigen.

Mamallapuram ist unter anderen bekannt für den Butterball. Dies ist ein riesiger runder Felsbrocken, welcher am Rande eines kleinen Abhanges liegt. Er hält sich seit 1200 Jahren im Gleichgewicht. Der Butterball ist der Legende nach ein Stück Butter, welches Krishna während dem Essen herunterfiel.

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Im inneren Stadtteil von Mamallapuram erstreckt sich eine Felsenkette, in welche viele einzelne Höhlentempel eingebaut sind. Das Innere dieser Tempel wird durch Reliefs an den Wänden verziert, welche Legenden über die Tempelgottheiten abbilden.

Ein weiterer Höhepunkt an diesem Tag war die Aussicht von der Spitze des Leuchtturms auf Mamallapuram. Der Blick auf Mamallapuram, die umliegenden Strände und die Tempel war beeindruckend.

 

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Doch neben dieser wunderschönen Seite wurde einem auch die extreme Schere zwischen arm und reich wieder bewusst, denn im Smog nur zu erahnen sah man weit im Hintergrund eine riesige Baustelle, auf welcher Hotelanlagen errichtet werden. Gleichzeitig erinnerte man sich wieder an die zum großen Teil ärmlichen Verhältnisse in vorigen Städten, besonders im Gebiet der PMD, und immer wiederkehrende Bilder von Straßenbettlern, welche täglich um ihr Essen kämpfen.

Neben diesen Sehenswürdigkeiten warfen wir auch einen Blick auf ein riesiges Relief. Auf diesem ist ein kleiner Ausschnitt aus der Mahabarata in den Stein gearbeitet. Die Mahabarata ist eine indische Sage. Sie entstand zwischen 400 v. und 400 n. Christus. Die Sage kann mit der Nibelungensaga verglichen werden. Sie ertreckt sich über 100 000 Strophen, es würde also leicht den Rahmen sprengen die Geschichte zu erklären. Alles in allem handelt sie um Einwanderug, Dynastien und Krieg.

Mamallapuram ist neben den Tempeln auch bekammt für ihre vielen Steinmetzarbeiten. In fast jedem zweiten Laden gibts es Steinfiguren und dergleichen zu kaufen, welche alle in Mamallapuram per Hand gemacht wurden. Die Steinmetzkunst entwickelte sich schon früh im sechsten Jahundert und setzt sich bis heute fort.

Der erste Tag in Mamallapuram war damit auch schnell wieder vorbei. Am Abend gingen wir alle gemeinsam als Gruppe essen. An diesem Abend lud uns Frau Ehmer nachträglich zu ihrem Geburtstag zum Essen ein. Dies war ein überaus schöne Geste und alle wussten diese zu schätzen.

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um die Besichtigungstour an unserem letzten Tag in Indien fortzusetzten. Nach einer kleinen Wanderung kamen wir bei den fünf Rathas an.

Die Fünf Rathas greifen einen Teil der Mahabharata auf. Dieser handelt von den Pandavabrüdern. Die Brüder wurden von Göttern gezeugt und mussten sich den Anspruch auf den Thron erkämpfen Den drei ältesten Brüdern ist jeweils ein eigener Tempel gewidmet. Den beiden jüngsten Brüdern, diese waren Zwillinge, wurde ein vierter Tempel gewidment. Der fünfte Tempel wurde für die Gemahlin der Brüder erbaut, ihr Name war Draupadi und sie war mit jedem der Brüder verheiratet.

Die fünf Rathas sind monolithische Tempel. Die Tempel sind alle aus einem großen Stein gehauen und wurden nicht aus mehreren Steinen zusammengesetzt.

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Zuletzt schaute sich ein Teil der Gruppe auch den Shore Tempel an. Dieser ist ein freistehender Tempel und die Entwicklung des Tempelbaus in Mamallapuram schließt hier ab. Leider war der Tempel wegen Bauarbeiten nicht geöffnet, sodass wir nicht ins Innere gelangten. Diese Entwicklung des Tempelbaus ist ein Grund dafür, dass Mamallapuram zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Den Nachmittag nutzen wir um die letzten Einkäufe zu tätigen, den letzten Chai zu trinken und Indien noch ein letztes mal zu genießen. Gegen Abend packten wir wehmütig unsere Sachen und um kurz vor 22:00 wurden wir abgeholt um zum Flughafen zu fahren. Unser Flieger startete um vier Uhr morgens und die ganze Reisegruppe war totmüde. Die folgende Reise verlief im Gegensatz zu den Hinflügen reibungslos und so landeten wir um 13:00 deutscher Zeit im kühlen Deutschland. Daraufhin nahmen wir den Bus und kamen circa um 19:00 in Trier an.

Einerseits ist sind wir erleichtert wieder zu Hause zu sein und die Familie und Freunde wieder zu sehen. Andererseits sind wir traurig Indien zu verlassen, denn über die Zeit haben wir das chaotische Indien zu lieben gelernt. Außerdem fällt es schwer die Menschen mit denen wir alle Erfahrungen geteilt haben und die wir seit vier Wochen dauerhaft um uns rum hatten für länger als ein paar Stunden zu verlassen.

Nach der Indienreise wird wohl allen auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben und es besteht der Wunsch die Erfahrungen, die man gemacht hat, in den Alltag mitzunehmen und nicht diese durch den Alltag wieder zu vergessen.

Danke an alle die unsere Indienreise mitverfolgt haben.

Eure Indienreisegruppe. 

 

Sonntag/Montag, 16./17. April Kanchipuram

Nach einer zwar recht kurzen, aber anstrengenden Busfahrt kamen wir alle schweißgebadet in Kanchipuram an. Zur Freude aller lag unser Hotelzimmer so weit vom Busbahnhof weg, dass wir Rikshas nehmen mussten. Im Hotel angekommen hieß es schnell frisch machen und Gepäck abstellen und schon zogen 13 Schüler und 3 Lehrer los, um die Stadt unsicher zu machen.

„Holy City, Tempel City, Silk City, Golden City“ - mit diesen Worten wurden wir von einem Brahmanen freundlich im Varadaraja-Perumal Tempel empfangen.

Kanchipuram ist einer der 7 heiligen Orte des Hinduismus und gilt als wichtige Pilgerstadt zu Ehren von Vishnu und Shiva. Auch den Namen „Stadt der Tausend Tempel“ trägt Kanchipuram nicht umsonst. Es sind tatsächlich 200 hinduistische Tempel bis heute noch immer gut erhalten und bei so einer großen Auswahl konnte wir uns den ein oder anderen wichtigen Tempel nicht entgehen lassen.

Der Brahmane erklärte uns, dass die „100-säulige Hochzeitshalle“, für die der Tempel bekannt ist, eigentlich nur aus 96 Säulen bestehen würde. Außerdem wird alle 400 Jahre das Wasser aus dem imposanten Tempelteich abgelassen und damit die Holzstatue von Vishnu freigelegt. Es gibt dann ein großes Festival und dort wird die Statue 48 Tage lang angebetet. Zwei bis drei Millionen Pilger kommen dann in die Stadt.

Jedoch machte sich ein allgemeines Hungergefühl in der Gruppe breit. Zu unserem Glück war es schon Abend und der Tempel schloss, um die Götter zu Bett zu bringen, sodass wir uns mit Rikshas auf den Weg zum Restaurant machten und dort unser wohlverdientes Abendessen bekamen.

Am nächsten Morgen hieß es für die Frühaufsteher ab zum Kailasanthatempel, der der älteste Tempel Kanchipurams ist. Das interessante daran war, dass der Tempel ziemlich klein war und komplett aus Stein bestand, der nicht wie sonst farbenfroh angemalt war. Wie allgemein bekannt ist, hat die Morgenstund‘ Gold im Mund‘ und die erste Stunde hatten wir tatsächlich den Tempel ganz für uns. Wir konnten ganz entspannt Fotos schießen und durch den mit Steinfiguren verzierten Tempel schlendern, was hier in Indien eine Seltenheit ist.

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Obwohl im Reiseführer stand, dass wir das Heiligste des Tempels als Nicht-Hindus nicht sehen könnten, haben wir die Hoffnung nicht auggegeben und gewartet, bis die Tür zum inneren Heiligen aufgeschlossen wurde. Wir blieben aber nicht lange alleine. Ein Hindu, der eine Reise durch Indien machte, hatte uns Touristen ins Visier gefasst. So ging die Zeit sehr schnell damit vorbei, mehr über seine Indienreise zu erfahren. Aber was wäre ein Gespräch mit einem Inder, wenn am Ende kein gemeinsames Foto gemacht werden würde und so setzten wir unser schönstes Lächeln auf und grinsten zum gefühlt hundertsten Mal in eine fremde Kamera.

Als dann schließlich der Brahmane nach Indian-Time „pünktlich“ kam, sprich mit 30 Minuten Verspätung, durften wir tatsächlich mit ins Allerheiligste und der Brahmane gab uns zusammen mit einer handvoll Wörtern ein weißes Pulver in die rechte Hand, das wir dann auf unserer Stirn verteilen durften. Bestimmt hat er auf Tamil die Bedeutung dieses Rituals erklärt, doch für uns war der weiße Strich eher eine gastfreundliche Geste von den Indern, als dass es eine religiöse Bedeutung hatte. Schon bald mischte sich das weiße Pulver mit dem Schweiß, sodass es leider innerhalb von einer halben Stunde nicht mehr zu sehen war. Auf jeden Fall hatte sich das frühe Aufstehen gelohnt.

Mit dem Rest der Gruppe trafen wir uns nach einer kleinen Chaipause am Straßenrand am Ekambareshwara- Tempel. Am Tempel erwartete uns noch die liebe Berit, eine ehemalige Schülerin des AVGs, die selber vor 2 Jahren mit der Indienreisegruppe nach Indien gefahren ist. Im Moment macht sie ein FSJ in Indien. Wir haben uns alle gefreut, mit Berit über die Indienreise zu reden und unsere Erfahrungen und Erlebnisse austauschen zu können. Sie konnte uns auch alltägliche Ratschläge geben, die sie durch die Zeit, die sie in Indien gelebt hat, gelernt hat. So erfuhren wir zum Beispiel, dass man nicht, wie wir bisher dachten, ungefähr 10% Trinkgeld gibt, sondern man sehr wenig Trinkgeld gibt bzw einfach den Betrag aufrundet.

Am Nachmittag hatten wir Freizeit, die wir für ausruhen, essen und Seide shoppen nutzten. In unserer Straße reihten sich Seidenläden an Seidenläden, die eher an westliche Einkaufsläden erinnerten: Die Räume waren klimatisiert und die Seidensaris stapelten sich vom Boden bis zur Decken in allen vorstellbaren Farben mit unterschiedlichen Mustern. Nachdem man seinen Kaufwunsch geäußert hatte, wurde man in einen Teil des Ladens gelotst und der Verkäufer breitete die unterschiedlichen Tücher vor einem aus. Bei der großen Auswahl waren wir oft total überfordert. Nichtsdestotrotz waren einige von uns sehr erfolgreich beim Shoppen.

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Uns blieb noch ein bisschen Zeit übrig um Mangos zu kaufen und diese genüsslich im Hotelzimmer zu verspeisen, bevor wir wieder unsere Rucksäcke packten und die Reise weiter ging.

Freitag, 14. - Sonntag, 16. April: Tirupati

Unsere Reise in die Pilgerstadt Tirupati begann mit einer verspäteten Ankunft am Bahnhof in Villupuram. Gleichzeitig fuhr unser Zug ein, und da wir ihn nicht verpassen wollten, sprinteten wir über den kompletten Bahnhof und erreichten dabei zum ersten Mal seit Wochen sportliche Höchstleistungen, da indische Bahnhöfe generell groß sind. Als wir völlig außer Atem und durchgeschwitzt vor dem Zug standen, fanden wir heraus, dass wir noch über 20 Minuten Zeit bis zur Abfahrt hatten... Auf die indische Verspätung ist doch immer Verlass.

Zum ersten Mal fuhren wir nicht in einem Nachtzug mit Schlafabteil und saßen für knapp 7 Stunden auf normalen Sitzreihen, die allerdings um einiges bequemer als in Bussen waren. Während der Fahrt und vor allem in den Bahnhöfen gab es im Zug eine Menge Verkäufer und Bettler die versuchten, sich ein paar Rupien zu erwirtschaften.

Bei unserer Ankunft am späten Nachmittag war klar zu erkennen, dass wir uns an einem von der PMD komplett unterschiedlichen Ort eingefunden hatten, denn in dieser Großstadt, in der wir wir nun waren wimmelte es nur vor Händlern und Pilgern. Hier waren die Verkäufer schon aufdringlicher als im Zug und luden uns ein als wir vorbeigingen. Sobald wir stehen blieben, heftete sich oft einer oder mehrere Bettler an uns.

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Unsere Unterkunft, das Hotel Bhimas, fanden wir relativ schnell zu Fuß, es liegt direkt am Bahnhof. Die Zimmer waren zwar für uns vergleichsweise luxoriös, allerdings waren das Hotel an sich und seine Gänge sehr unübersichtlich gebaut. Zum Beispiel gab es keine durchgehende Treppe von unten nach oben, sondern man musste im ersten Stock durch die verwinkelten Gänge gehen, um mit dem zweiten Aufzug ganz nach oben zum Dach zu fahren. Die Zimmernummern hatten außerdem auch nichts mit der Etage zu tun. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden wir uns doch noch zurecht und nutzten die freie Zeit bis zum Abendessen unterschiedlich; einige begannen bereits mit dem Wäsche waschen, während andere erst einmal auspackten und sich das Hotel inklusive Dach genauer ansahen.
Als wir nach dem Belegen der Zimmer zum Abendessen wieder aufbrachen fiel auf, dass in Tirupati trotz der vielen Inland-Touristen Weiße oder Europäer eine Seltenheit waren. So wurden wir jedes Mal sobald wir aus irgendeinem Grund stehen blieben oder uns hinsetzten, von einer stetig wachsenden Gruppe von Indern umringt, die uns nach Selfies fragten und uns fleißig fotografierten.

Nachdem wir in einem der vielen rein vegetarischen Restaurants gegessen hatten, gingen wir zurück zum Hotel, nicht ohne Fotomotiv von mehreren weiteren Indern zu werden. Wir schliefen alle relativ früh, da am nächsten Morgen einige den 9 km langen Pilgerweg zum Venkateshwara-Tempel gehen wollten. Da wir die Mittagshitze meiden wollten, gingen wir schon um 6 Uhr früh los.
Der Rest der Gruppe wollte einige Stunden später mit dem Bus hochfahren, damit wir uns oben treffen konnten.
Der nächste Tag begann damit, dass wir erst 15 Minuten später aufbrachen, da der Wecker eines Zimmers nicht klingelte. Wir brachen auf und fuhren zuerst mit der Rikscha zum Fuß des Berges, wo der Weg begann.
Es war sofort zu erkennen, dass der Weg sehr beliebt war, denn der Anfang war ein einziges Gedränge, bei dem es kein gutes Durchkommen gab. Nach einigen Metern ging es dann aber doch besser voran, und die ersten der über 3500 Stufen lagen vor uns. Die erste Etappe des Weges waren knapp 2000 Stufen, welche nur durch gelegentliche Absätze voneinander getrennt waren. Jeder von uns war schon nach kurzer Zeit vollkommen durchgeschwitzt und erschöpft. 

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Nach diesem Treppenstieg, vor dem keiner von uns gefrühstückt hatte, bekamen einige Kreislaufprobleme, da wir einfach nicht mehr an solche körperlichen Anstrengungen gewöhnt waren. Einige Minuten später, nach einem Chai, Keksen und Bananen ging es allerdings weiter und alle waren wieder fit. Von nun an war der Weg auch nicht mehr so steil wie zuvor, zwischen einzelnen Treppen lagen nun längere Fußwege.
Als wir gegen 10 Uhr, also nach 4 Stunden Weg oben ankamen, freuten wir uns alle schon lange auf ein ordentliches Frühstück in einem Restaurant. Dieses fanden wir zum Glück auch relativ schnell und während wir unseren Hunger stillten, stießen auch die anderen der Gruppe zu uns, die entspannt den Bus nach oben genommen hatten.
Nach dem Essen spazierten wir ein wenig herum und entdeckten eine Halle, in der man sich kostenlos den Kopf scheren lassen konnte, die Haare wurden dann Lord Venkateshwara als Opfer gebracht. Dieser soll eine der vielen Inkarnationen Vishnus sein. Der Pilgerweg ist deswegen so beliebt, weil die Hindus glauben, dass jeder Wunsch, der im Tempel vor Venkateshwara geäußert wird, in Erfüllung geht.
Leider hatten wir nicht die Chance so einen Wunsch auszusprechen, denn wir entschieden uns gegen eine Wartezeit von mindestens 3 Stunden und somit auch gegen den Tempelbesuch.

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Am frühen Nachmittag kehrten wir verschwitzt und erschöpft mit dem Bus in einer sehr kurvigen Fahrt zum Hotel zurück. Die folgenden Stunden nutzten wir wieder unterschiedlich, aber die meisten gingen in ein Restaurant zu einem späten Mittagessen.
Am Abend versammelten wir uns wieder satt und zufrieden und besichtigten einen Tempel innerhalb der Stadt, da wir den Venkateshwara Tempel nicht sehen konnten.
Der Weg durch die Gottesstätte war eng abgegrenzt durch Metallzäune, was verbunden mit sehr vielen drängelnden Menschen für eine klaustrophobische Athmosphäre sorgte. Wir wurden von den Brahmanen laut und nicht besonders idyllisch durch den Tempel getrieben, und bekamen nicht wirklich viel von der heiligen Stätte mit. 

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Nach der Rückkehr zum Hotel gab es kein Programm mehr bis zu unserer Abreise um 12 Uhr am nächsten Tag.
Da wir alle einen langen anstrengenden Tag hinter uns hatten nutzten wir die Zeit zum Entspannen, lesen und schlafen, einige schlenderten auch noch ein letztes Mal durch die Stadt, um Souvenirs und Andenken zu besorgen.
Um die Mittagszeit am 16. April verließen wir die Pilgergroßstadt Tirupati ausgeschlafen und zufrieden, abgesehen von dem winzigen beunruhigenden Hintergedanken, dass wir dem Ende unserer Reise wieder einen Schritt näher gekommen waren.

Felix Frombach 

Montag, 10. - Donnerstag, 13. April: PMD

 

Die letzten vier Tage haben wir bei der PMD in Mangalapuram verbracht. Bei der PMD handelt es sich um eine Nichtregierungsorganisation, die sich für die Rechte der armen Dorfbevölkerung einsetzt. Im Vordergrund stehen die Dalits (Kastenlose, meist landfreie Bürger), da diese Minderheit von der Regierung stark vernachlässigt wird.
Hier bei der PMD hatten wir die Chance die ganzen Projekte unserer Schule persönlich kennenzulernen. So bekamen Begriffe wie das Milchkuhprojekt oder die Geburtshilfestation einen ganz neuen Wert für uns. Wir prägten uns Menschen, Bilder, persönliche Geschichten und ihre Probleme ein. Jeder einzelne von uns verbindet nach diesen sehr ereignisreichen vier Tagen ganz eigene Eindrücke, Erfahrungen und Empfindungen mit der PMD und ihren Projekten, aber eins verbindet uns alle miteinander: Wir verstehen jetzt besser denn je zuvor warum unsere Hilfe und Unterstützung so wertvoll und wichtig für diese Menschen ist. In den letzten Tagen hatten wir die Möglichkeit viele Projekte und vor allem viele Menschen, die von den Projekten profitieren, kennenzulernen. Seien es Schulkinder, die manchmal schüchtern, manchmal euphorisch, aber auf alle Fälle neugierig waren uns kennenzulernen.

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Oder schwangere beziehungsweise stillende Mütter, die an den Vor- und Nachbereitungskursen im Maternity Health Center (MHC) teilnehmen. Auch in den Dörfern, die wir besucht haben, waren wir immer sehr gern gesehene und herzlich begrüßte Gäste. Alles in allem haben wir eine große Menge an Menschen kennenlernen dürfen. Hinter jedem Gesicht steckte eine eigene Geschichte, hinter jedem Lächeln ein persönlicher Kampf oftmals ums tägliche Überleben. Eins hatten auch sie gemeinsam: Eine beeindruckende Stärke und Kraft, ebenso wie ein Herz voller Dankbarkeit für unsere Hilfe. Es war egal wo wir hinkamen, ob an einer Schule, zu einer Dorfversammlung oder zu Besuch bei einer Familie, die Dankbarkeit, die sie ausstrahlten und uns entgegen brauchten war unendlich. Wir wurden überall mit Essens- und Getränkangeboten, Geschenken, berührenden Worten und vor allem an den Schulen oftmals mit kleinen Tanz- und Gesangseinlagen so überschüttet, das die meisten von uns das Gefühl bekamen, all diese Dankbarkeit überhaupt nicht zu verdienen. 

 

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Alle unsere Erfahrungen und Erlebnisse konnten wir abends in einer gemeinsamen Gruppe mit Samy, dem Gründer der PMD und unserem Begleiter in diesen vier Tagen, bei einem general sharing reflektieren. Bei dieser Gelegenheit lernten wir außerdem auch viel interessantes über Indien und dessen Kultur, denn Samy war immer wieder gerne bereit uns all unsere Fragen zu beantworten. So lernten wir zum Beispiel, dass die indische Kultur sehr stark auf Dankbarkeit ausgelegt ist. Die PMD hilft den Ärmsten der Armen, die dazu auch noch von ihrer eigenen Regierung vernachlässigt werden. Eine Regierung, die ihren Bürgern Versprechungen macht, diese dann aber doch nicht einhält. Aus diesem Grund sind die Menschen verstärkt auf unsere Hilfe angewiesen und dementsprechend sehr dankbar. Das hat sich mit dem neuen Premierminister, der die christliche Gemeinschaft außer Acht lässt, verschärft. So wurde beispielsweise einer christlichen und hinduistischen Dalitsgemeinschaft ein Brunnen versprochen. Der Brunnen der Hindus wurde gebaut, die rund 4000 Christen, die von einem Brunnen profitieren würden, warten bis heute vergeblich darauf, dass die indische Regierung Verantwortung übernimmt. 4000 Menschen, denen etwas so grundlegendes wie sauberes Trinkwasser nicht gewährleistet ist. So fehlt es den Schulen an Wasser zur Nahrungsmittelzubereitung, den Familien an Wasser für ihr Vieh und jedem einzelnen an sauberem Trinkwasser, um die brühende Hitze Indiens zu überleben. Diese Hitze machte auch dem Ein oder Anderem von uns sehr zu schaffen. 

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Eine solche Ungerechtigkeit war für uns nur sehr schwer nachzuvollziehen, erst Recht nachdem wir fassungslose Zuschauer davon wurden, wie neben einer Schule die täglich damit zu kämpfen hat, Trinkwasser aus dem kaum wasserführenden Brunnen zu schöpfen, ein neuer Kirchturm gebaut wurde. Das Bistum empfand die Investition in einen höheren Turm notwendiger,als das Geld in einen neuen, tieferen Brunnen zu stecken. Mit einem mulmigen Gefühl der Machtlosigkeit verabschiedeten wir uns von einem Schuldirektor, dessen Schüler uns mit unglaublich viel Stolz all ihr erworbenes Wissen präsentierten. Wir selbst wurden mit herzlicher Dankbarkeit empfangen und mit einer verzweifelten Bitte für das Einsetzen in einer funktionierende Wasserversorgung verabschiedet. Damit sollte das Problem der Trinkwasserknappheit aber nicht abgeschlossen sein, denn jede besuchte Schule und jedes besuchte Dorf gab uns eine solche Bitte mit auf den Weg. Die Situation verschlimmert sich hier in der Region immer weiter und wenn sich in der nächsten Zeit nichts tut, müssen die Bewohner bald mit Wassertanks versorgt werden. Zeitweise stellte sich daher bei einigen von uns ein kleines Gefühl der Resignation ein. Was nutzen den Menschen 35 000 Rupien für eine Kuh, wenn sie aufgrund der Dürre nicht grasen können? Warum Geld für einen Brunnen spenden, der nach einem Jahr kaum mehr Wasser bringt, weil der Grundwasserspiegel erneut gesunken ist oder weil dessen Wasser versalzen und somit unbrauchbar ist? 

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Aber immer wieder wurde uns versichert wie wichtig die Unterstützung des AVGs für die Menschen hier in Indien über 7000km weit weg ist. Dorfgemeinden, bei denen der Bürgermeister selbst sagt, dass ihre gesamte Hoffnung in der zukünftigen Generation liege, da sie die Möglichkeit zur Bildung haben. Solche Menschen, die uns freie Einblicke in ihr Leben gewährten, gaben uns erneut Hoffnung auch selbst weiter an unsere Projekte zu glauben. Es gibt ebenfalls Kraft weiter an den Projekten zu arbeiten und sie zu erweitern. 

 

Auch wenn die Kommunikation zwischen der Reisegruppe und den Einheimischen oftmals schwer war und im ersten Moment die meisten von uns überfordert hat, ermöglichte Samy es uns, uns mit vielen verschiedenen Gruppen von Menschen auszutauschen. Er eröffnete die Gesprächsrunde immer mit einem fröhlichen 'now you can go and mingle' oder 'meet and share'. Somit ermutigte er uns jedes Mal aufs neue unsere Hemmschwelle zu überwinden und so konnten wir in einem abschließenden Rückblick  feststellen, wir haben uns zwar nicht immer wohl gefühlt, aber allen Menschen  denen wir begegnet sind,haben wir eine enorme  Freude  bereitet  und es hat uns die Möglichkeit  gegeben über und hinaus zu wachsen.

 

Leider  zog sich auch die enorme Sprachbarriebe als Hauptproblem durch all unsere Zusammentreffen mit Schülern, pregnant/lactating mothers, scholarship holders and special coaching students sowie disabled people. Oftmals reichten die Englischkenntnisse kaum für mehr als 'what is you name?' und höchstens Mal bis zu einem 'how old are you?' Aber auch schon bei den ersten Treffen fanden wir heraus, dass es manchmal gar nicht so sehr darum geht was man sagt. Denn wie es so schön heißt, ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte und wir alle haben in den letzten Tagen gemerkt, wie viel Wahrheit dahinter steckt. 

 

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Susanne Vetter

 

Montag/Dienstag 11./12. April: Non-stop nach Mysore und zurück 

 
Während die Reisegruppe bei der PMD gut untergebracht und rundum versorgt war, machten 2 Lehrer sich auf den Weg zurück nach Mysore: Insgesamt 785km hin und zurück in 2 Tagen, das sind in Indien leider 19 Stunden Autofahrt. Die Kosten allein dafür 9000 Rupien - für viele arme Familien das Gesamteinkommen für ein Vierteljahr - das alles nur, weil ein unfähiger, nicht vertrauenswürdiger Pfarrer in Cowdalli seine Pflichten nicht erfüllt und auch in die eigene Tasche wirtschaftet. Vielleicht doch erst mal der Reihe nach: Nachdem bereits im Schuljahr 2014/2015 (in Indien vom 1. April bis 31. März) Unregelmäßigkeiten bei der Essensausgabe an die Kinder auftauchten und die Indienpartnerschaft die Finanzierung des kostenlosen Mittagessens einstellen musste, konnte in den darauf folgenden Monaten trotz intensiven Briefverkehrs mit dem Pfarrer und dem Bistum keine befriedigende Lösung zur Neustrukturierung der finanziellen Angelegenheiten erzielt werden. Als Konsequenz reduzierte die Indienpartnerschaft die Gelder für Cowdalli auf ein Minimum. Im Frühjahr 2016 reisten extra 3 Lehrer des AVG nach Südindien, um mit dem Pfarrer in Cowdalli und dem Bischof in Mysore in einem schriftlichen Vertrag die weitere Zusammenarbeit zu fixieren. Im Verlauf des vergangenen Schuljahres zeigte es sich jedoch, dass auch diese Vereinbarungen nicht eingehalten wurden. Zwar ist der Indienpartnerschaft dadurch kein direkter finanzieller Schaden entstanden, aber die Familien in Cowdalli wurden durch immer noch überhöhte Schulgebühren unnötig belastet. So stand die Indienpartnerschaft vor der diesjährigen Indienreise tatsächlich vor der Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Cowdalli komplett einzustellen. Was uns Hoffnung machte auf eine Fortführung? Seit dem 1. Februar 2017 hat ein neuer Bischof die Amtsgeschäfte übernommen und dieser Bischof hat durch seine vorherigen Tätigkeiten den Ruf, sich sehr für Bildung und Schulwesen zu interessieren. Außerdem wird der Pfarrer in Cowdalli spätestens im Frühjahr 2018 turnusgemäß durch einen neuen Pfarrer ersetzt. Entsprechend gespannt waren wir auf ein Gespräch mit dem neuen Bischof von Mysore zu Beginn unserer Reise hier in Südindien. Tatsächlich machte der neue Bischof einen interessierten und kompetenten Eindruck und er betonte auch von sich aus die Notwendigkeit, die Unterstützung in Cowdalli auf eine neue Basis zu stellen, um Misswirtschaft und Korruption zu verhindern. Es klang aus dem Gespräch heraus, dass es wohl noch weitere problematische Schulen im Bistum gebe und der Bischof bat um Zeit, um nach einer für das Bistum einvernehmlichen Lösung zu suchen. So reisten wir von Mysore weiter, zusätzlich versehen mit dem bischöflichen Auftrag, unser Projekt in Cowdalli nochmals schriftlich zusammenzufassen und Ideen zu formulieren, wie unsere Unterstützung in Zukunft aussehen könnte. Der anschließende Besuch in Cowdalli führte uns dann die Notwendigkeit unserer Hilfe erneut vor Augen. Die Lehrer der Schule leisten bei sehr geringem Lohn wirklich hervorragende Arbeit, so dass die Schule in Cowdalli einen besonderen Ruf genießt. Gleichzeitig hat sich durch die anhaltende Trockenheit die Armutssituation in dem Ort noch weiter verschärft, so dass ohne die Mittel aus Deutschland viele der Kinder die Schule nicht besuchen könnten. Der Rückzug der Indienpartnerschaft würde am Ende also mal wieder die Schwächsten treffen. So unterbrachen also 2 Lehrer die gemeinsame Schüler-Lehrer-Reise und machten sich erneut auf die anstrengende Fahrt nach Mysore, um den weiteren Weg mit dem Bischof in einem zweiten Gespräch zu erörtern. Kurz zu den Ergebnissen, über die noch ausführlicher berichtet werden wird: Die hochprofessionell organisierte, dem Bistum Mysore angegliederte Nichtregierungsorganisation ODP (www.odp.org ) wird unser neuer Partner. Die Organisation, die wir in Mysore besuchten und die mit über 150 Mitarbeitern verschiedenste Entwicklungshilfeprojekte im Bistum Mysore durchführt, u.a. auch in Zusammenarbeit mit dem BMZ und der EU, wird zunächst die Lage in Cowdalli genau analysieren. Bis Ende Mai wird die ODP eine Bestandsaufnahme und eine kritische Buchprüfung der letzten Jahre vorlegen, auf deren Basis wir dann ein Konzept erarbeiten, wie unsere Unterstützung in Cowdalli fortgeführt werden kann. Vertragspartner der Indienpartnerschaft wird in Zukunft die ODP, die am besten in der Lage ist, eine unabhängige Kontrolle in Cowdalli zu gewährleisten. Auslöser aller Querelen in Cowdalli war ein Pfarrer von fragwürdiger moralischer Integrität, der seinen Aufgaben einfach nicht gewachsen ist. Daraus resultierte eine über 2 Jahre dauernde nervenaufreibende Auseinandersetzung um die Zukunft in Cowdalli. Wenn die Indienpartnerschaft mit der ODP jetzt einen neuen kompetenten Partner gefunden hat, dann wird das für zukünftige Pfarrer in Cowdalli auch die Last und auch die Versuchung reduzieren helfen, so dass unser Projekt sich weiter entwickeln kann.
 
Hermann Anton und Edith Ehmer

 

 

Freitag, 7. -Sonntag, 9. April 2017: Rameshwaram

Der nächste Tag begann gemütlich mit etwas längeren Ausschlafen und einem freien Vormittag zum ausgiebigem Frühstücken, Zeit zum restlichen Postkarten schreiben und Kräfte für die Weiterfahrt sammeln. 
Um 12 Uhr fuhren wir erneut mit einer rasanten Rikschafahrt zurück zum Busbahnhof, wo wir ohne viel Wartezeit in den nächsten Bus in Richtung Rameshwaram einsteigen konnten.
Angekommen sind wir nach einer relativ entspannten Fahrt mit wunderschönen Aussichten auf Vorlegern des Meeres, kleinen Fischerdörfern und vielen bunten Bötchen um halb fünf. Voller Vorfreude auf den indischen Ozean und die schönen Strände fuhren
wir anschließend mit unserem ganzen Gepäck, eng zusammengequetscht in Rikschas zum zuvor reservierte Hotel.Wir waren alle erleichtert endlich angekommen zu sein, bis wir erfuhren, dass das Hotel schon ausgebucht sei.
Glücklicher Weise konnten uns die Lehrer schell noch ein anderes Hotel ganz in der Nähe organisieren, welches zwar einfach gehalten, die ein oder andere Kakerlake beherbergte, aber ansonsten total in Ordnung war. Dort haben wir uns zunächst eine Stunde entspannen können, bevor wir in der Abenddämmerung einen kurzen Spaziergang runter zum Meer machten. Was uns als erstes sehr unangenehm auffiel, war der penetrante Gestank nach Abwasser und Tierkot, der immer schlimmer wurde, je näher man dem Wasser kam. Dieser kam von den ungewohnt vielen, frei rumlaufenden Ziegen, Hunden und Kühen, die in den überall rumliegenden Müllhaufen noch Essbarem suchten. 
Auch auf den Straßen saßen mehr Bettler und sadus, als wir es bereits gewohnt waren und verstärkte das generelle Unwohlsein und rief uns die Armut, welche uns in ganz Indien begleitete vor Augen. 
Kurz darauf sind wir in ein sehr einfaches Restaurant geflüchtet, welches zwar nicht einmal eine Karte hatte, und uns das Essen allerdings trotzdem satt gemacht hat.
Am späten Abend hat sich ein Teil von uns noch mit frisch gekauften Früchten auf das Dach des Hotels gesetzt und später schlafen gegangen.
Am nächsten Tag stand ein Teil unserer Gruppe schon um fünf Uhr morgens auf, um den Sonnenaufgang über dem indischen Ozean zu betrachten. Nach dem Frühstück haben  wir uns dann alle wieder gemeinsam getroffen und den Tempel von Rameshwaram besichtigt, der sich ebenfalls in der Stadt befindet. 
Auch wenn die Stadt am Tag immer noch ziemlich stank, machte sie durch die bunten Häuserfassaden und die gut gelaunten Menschen einen wesentlich besseren Eindruck auf uns.
Neben dem beeindruckenden Tempel in Madurai wirkte dieser wesentlich unspektakulärer. Auch wenn er sehr ähnlich aufgebaut war, war er deutlich kleiner und weniger farbenfroh und prunkvoller geschmückt. Im Inneren fiel uns wieder auf wie voll und laut es war, und wir es an einer solchen Ruhestätte so wie wir es aus Deutschland kennen nicht gewohnt waren. Am Nachmittag sind wir drei Kilometer zu Fuß durch die Hitze bis zu einem kleinen Tempel gewandert, an dem der Gott Siva einen Fußabdruck hinterlassen haben soll. Von dort hatte man einen wunderschönen Ausblick über die Stadt bis hin zum Meer. Dort haben wir uns dann mit der ganzen Gruppe zusammengesetzt und haben uns über unsere bisherigen Erfahrungen und eindrücke der Reise ausgetauscht. Dann haben wir von dort aus den Sonnenuntergang über dem Meer betrachtet, der leider mal wieder von Wolken verdeckt wurde. 
Im Dunkeln sind wir daraufhin gemeinsam zum Hotel gegangen und haben in kleinen Gruppen zu Abend gegessen und sind ins Bett gegangen. 
Schon um acht Uhr sind wir am nächsten Tag mit dem Bus aufgebrochen und ans Meer gefahren, in der Hoffnung von dort aus einen Blick auf Sri Lanka werden zu können. Auch wenn das nicht geglückt ist, verbrachten wir einen sehr schönen Vormittag an dem traumhaften Strand und hatten zeit zum ausgiebigen Baden und in der Sonne braten. Nach ein Pass stunden wurde uns die Sonne allerdings zu viel und wir haben den Rückweg angetreten. In der Stadt hat und ein riesiger, farbenfroher Umzug erwartet. Bei näherem betrachten waren wir schockiert zu sehen, dass die Menschen nicht nur gut gelaunt und verkleidet durch die Straßen zogen, sondern im Gedenken und Verehrung eines Sohns Sivas mit sperrartigen Eisenstäben durch Wangen und anderen Körperteilen durchbohrt waren. Wir Warenzeichen im Hotel angekommen zu sein und den Anblick nicht mehr ertragen mussten. 
Dort hatten wir anschließend den Nachmittag zur freien Verfügung, um zu essen, und auszuruhen und zu packen um dann die lange Reise weiter zur PMD anzutreten. 
Viele liebe Grüße, eure Indienreisegruppe!

Donnerstag/Freitag, 6./7. April 2017: Madurei

Nach ca 4 bis 5 Stunden Busfahrt die steilen Serpentinen der  Berge von Kumily runter, kamen wir alle müde und verschwitzt in Madurai an, der drittältesten und sehr bekannten Tempelstatt Südasiens.
Doch nach der ermüdenden Busfahrt waren wir immer noch nicht am Ziel und mussten uns erneut einer ziemlich waghalsigen Rikschafahrt stellen. Auch wenn wir uns schon teilweise an den chaotischen Verkehr  in Indien gewöhnt haben, kam uns die Situation auf den Straßen extrem unübersichtlich und riskant vor und auch die Fahrer hatten teilweise Schwierigkeiten, ohne Kollisionen mit vorbeifahrenden Motorrädern oder Passanten vorwärts zu kommen. 
Auf wundersame Weise haben wir es letztendlich doch geschafft alle heil bei unserem Hotel dem "Sree Thirupati" anzukommen. Dort hatten wir erst einmal eine Stunde Zeit, um unser Gepäck abzuladen, die Zimmer zu beziehen und uns von der anstrengenden Reise zu erholen. 
Um 4 Uhr trafen wir uns alle, um gemeinsam den großen Tempelkomplex des Sri Meenakshi Tempels zu erkunden. Dieser befindet sich direkt im Zentrum Madurais, umgeben von zahlreichen Verkaufsständen. Schon von weitem zu sehen, waren die vier Haupttürme, die für jede Himmelsrichtung stehen.
Besonders erstaunlich für uns zu sehen war, dass sich eine solche große und wichtige religiöse Stätte vollkommenen in das alltägliche Leben eingliedert und nicht an einem ruhigen, abgesonderten Ort liegt, wie wir es erwartet hätten.
Der Ursprung des Tempels ist bereits über 2000 Jahre alt, doch der Großteil des heute zu Sehenden stammt aus dem 17ten Jahrhundert. 
Der Tempel ist die Wichtigste Anlaufstelle für die südindischen Tempelkultur und bildet somit das Gegenstück des Taj Mahal für die nördliche Bevölkerung. Außerdem  stellt er das Idealbild der bevorzugten Tempelarchitektur im Süden dar. Der Tempel bildet zusätzlich eine Begegnungsstätte der Gläubigen mit den Götter und thematisiert besonders die Vereinigung der Gottheiten Parvati, welche als die Weltenmutter gilt, mit einem der Hauptgötter Siva, dem Gott der Zerstörung. Dem Glauben nach, wurde Parvati mit drei Brüsten geboren, von denen sie eine verlieren sollte, sobald sie den richtigen Mann finden sollte. Bei der Hochzeit mit Siva geschah dies, was das Zeichen der Götter war, das dieser der richtige Mann für sie ist. Dieses Ereignis lässt sich auf mehreren Gemälden und zahlreichen Statuen im ganzen Gebäude wiederfinden. Besonders beeindruckt waren wir von den weitläufigen Hallen im Inneren, die mit farbenfrohen Mandalas, prunkvoll geschmückten Säulen  und sehr detailreichen Götterstatuen geschmückt sind. 
Ungewohnt war es zu beobachten, wie sich die Gläubigen mit voller Hingabe an die von ihnen verehrten Göttern wandten und es ergaben sich zahlreiche Möglichkeiten die verschiedene religiösen Rituale zu beobachten. An den meisten Götterdarstellungen war buntes Farbpulver verteilt, mit dem sich die Gläubigen segneten und die Statuen berührten. Einige warfen sich ehrfürchtig vor den Göttern zu Boden, während andere mit gefalteten Händen im Stillen Gebet verharrten. 
Leider konnten wir den eigentlichen Kern des Tempels nicht besichtigen, da dieser nur Hindus vorbehalten ist, und uns als Ausländern der Zutritt nicht erlaubt war. Auch wenn wir deshalb nicht alles sehen konnten, kam uns der restliche Teil des Tempels schon als ein riesiges Labyrinth vor, in dem man alle Mühe hatte sich nicht zu verlaufen. 
Beim Verlassen des Tempels kam es und sehr fremd und unpassend vor, dass sich zahlreiche Stände mit touristischem Ramsch in den Seitengängen befanden, die die besinnliche Atmosphäre zerstörten. 
Anschließend wollten wir alle unbedingt mehr von Madurai sehen, weshalb wir uns in kleinen Gruppen aufmachten den Seiden- und Stoffmarkt zu suchen, von dem uns schon sehr viel erzählt wurde. Dieser befindet sich in einer alten Gebetshalle in direkter Nähe des Tempels. Im Inneren sind unzählige Stände mit sehr aufdringlichen Verkäufern, die versuchen die vorbeigehenden Passanten vom Kauf ihrer Waren zu überzeugen. Aufgrund der Hartnäckigkeit der Händler, den schmalen Gassen und der Vielzahl an Besuchern, fühlten wir uns alle sehr schnell eingeengt. Insgesamt entsprach der Markt nicht unseren Erwartungen, da es an den meisten Ständen nur billigen Ramsch, anstelle von den erhofften hochwertigen und schön bestickten Tüchern und Stoffen zu kaufen gab. Letztendlich wurden wir doch noch an zwei Ständen fündig, sodass wir nicht mit leeren Händen am Abend zurück zum Hotel gehen mussten. Gegen acht Uhr zogen wir dann alle hungrig und müde zum Abendessen im College Café los. Auch wenn das Restaurant eher wie eine Kantine wirkte, wurde das Essen verhältnismäßig schnell serviert und war zwar mal wieder sehr scharf aber lecker. Wie zu erwarten, war das Personal mit unseren Bestellungen überfordert und brachte mehrere, nicht von uns bestellte Gerichte. Dennoch wurden wir alle satt und schafften es sogar zum ersten mal die Rechnung richtig zu bezahlen.  
Als letzten Programmpunkt trafen wir uns nach dem Essen gemeinsam auf dem Dach unseres Hotels, um dort die zuvor gewünschten Postkarten zu schreiben. In dieser gemütlichen Runde, konnten wir noch einmal die vorherige Reise durch das Erzählen unserer Erlebnisse Revue passieren lassen und ließen  noch einen Blick über das nächtliche Madurai und den erleuchteten Tempeltürmen schweifen.
Müde, aber vor allem glücklich, sind wir anschließend ins Bett gefallen. 
 

Dienstag, Mittwoch, 4./5. April 2017: Konstraste machen Länder: Kumily

Abends mit Fleecejacke und Socken in Sandalen am wärmenden Lagerfeuer sitzen und dabei ohne großartigen Verkehrslärm oder vom Schweiß klebriger Haut.

Wer sich denkt:"das gibt es doch gar nicht in Indien!", der hat sich im Land der Gegensätze getäuscht, denn wir sind am Dienstag morgen nach Kumily in die West-Ghats aufgebrochen.

Noch mit nassem Rücken und dramatisch hohem Trinkwasserverbrauch in Kollam gestartet, merkte man doch, wie der stramme Wind durch das offene Busfenster stetig kühler wurde und weniger die Charakteristik eines Heißluftföhns hatte. Als wir dann gegen Nachmittag (was eigentlich die heißeste Tageszeit ist) in den Bergen ankamen, hatten wir bereits gemerkt, dass sich einiges verändert hat. Neben der mittlerweile fast getrockneten Kleidung tat sich nämlich während der achterbahnartigen Busfahrt, bei der wir nochmal richtig die Stärken und Schwächen der indischen Busse und unserer Mägen erfahren durften, taten sich allmählich und dann plötzlich die West-Ghats vor uns auf. Die West-Ghats sind ein Gebirge im Südwesten von Indien, das Berge mit bis zu 2600 Metern Höhe in sich birgt und für den Regenschatten hinter dem Gebirge, also auch für die große Trockenheit in Cowdalli verantwortlich ist. Um nach Kumily zu gelangen, muss man deshalb erstmal einen Teil des Gebirges erklimmen und das erfordert indische (!) Serpentinen und waghalsige Rangier- und Ausweichmanöver, die uns Europäern manchmal ordentlich zu schaffen machten. Aber trotz der Schaukelfahrt war diese Busfahrt eine ganz besondere. Neben dem Holpern des Busses konnten wir auch die Ausläufer des Gebirges sehen und fotografieren. Der Anblick war so atemberaubend, dass wir sogar manch andere, die eigentlich im wohlverdienten Schlaf waren für diesen Ausblick wecken mussten.

Noch im Bus hatten wir außerdem den ersten Kontakt mit den Gewürz- und Teeplantagen, für die Kumily so berühmt ist.

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Wohlbehalten konnten wir dann unsere Zimmer im Elephant-Hills Hotel beziehen, die ganz im gewohnten Stil von Kerala eine richtige Dusche und ein westliches Klo bereitstellten.

Nur auf die erhoffte Internetverbindung mussten wir wegen eines Affen, der zuvor die Leitung zerstört hatte, verzichten. Was in Deutschland Marder sind, sind in Indien eben Affen.

Trotzdem waren die Betten, die wir nach erstem Auskundschaften der unzähligen "Spice-Shops" belegten, eine wahre Erholung, bei der man keine gratis Sauna bekommt.

Kumily bietet aber weitaus mehr als das fast europäische Klima und die Tee- und Gewürzplantagen, die wir später am nächsten Tag besuchen würden.

Um 6.15 Uhr morgens konnten wir nämlich einen Nationalpark, in dem verschiedenste Pflanzen- und Tierarten wie Tiger, Elefanten etc. um einen künstlich angelegten und in unserer Besuchszeit fast trockenem Stausee beheimatet sind mit mehreren Guides bei einer Morgenwanderung, bei der aber trotzdem fast jeder wach war, erkunden.

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Auch hier wurden wir neben zuerst unspektakulären tierischen Funden von einem fast tropisch wirkenden Wald und der durch den Stausee zwar menschlich angelegten aber vielleicht gerade deswegen wunderschönen Natur und Landschaft überrascht. Wir hatten wenig Hoffnung wirklich exotische Tiere zu sehen, da die Tiere wahrscheinlich nicht an unseren teils lauten Lachern oder Diskussionen teilnehmen wollen würden. Dennoch konnten wir auf einen anscheinend sehr seltenen Nilgiri Affen und später auch auf zwei am See trinkende wilde Elefanten neben relativ gewöhnlichen Mungos ein paar Blicke erhaschen. Auch die Affen, die uns beim Picknicken begutachteten, fanden wir trotz mehrfach versuchten Diebstahls eher erheiternd.

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Später am selben Tag erfuhren wir dann einiges aber auch vieles, was wir garnicht alles in einem Besuch erfassen konnten über Gewürze und gewöhnliche und ayurvedische Heilpflanzen, wie Brahma, dass zur Konzentrationssteigerung benutzt wird, in einem Spice Garden und lernten auf einer in der Britischen Kolonialzeit angelegten Teeplantage und Fabrik wie der Tee der Region Kerala geerntet und verarbeitet wird. Uns ist hier besonders ins Auge gefallen, dass eine Frau den ganzen Tag in einem sehr heißen Raum ohne Sicherheitsvorrichtungen, in dem sich manche von uns die Ohren zuhalten mussten arbeitete. Das zeigte uns wieder einmal, dass geregelte und gesundheitlich unbedenkliche Arbeitsbedingungen eher eine Besonderheit als die Normalität sind und das wirft auch ein zwielichtiges Licht auf die so schön angepriesene und verkaufte Teeplantage.

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Zum Abschluss unserer Jeeptour mit den vorhergehenden Stops bei der Teeplantage und dem Spice-Garden haben fast alle von uns einen Elefantenritt mit relativ hohen Preisen und schlechtem Gewissen bezahlt. Denn obwohl auch gerade ich vor dem Tag den Elefantenritt als kleines Highlight angesehen habe und den Ritt selber sehr cool und aufregend empfand hatte alles einen sehr bitteren Beigeschmack. Viele von uns in Deutschland boykottieren ja Zirkusse, die Tiere in ihre Shows einbeziehen und in Gefangenschaft halten und genauso sollte und muss man auch das Konzept des Elefantenreitens hinterfragen. Mit den Elefanten wird nämlich zu unserem Bedauern sehr schlecht umgegangen. Sie tragen Ketten und werden von ihren Haltern geschlagen. Wie dramatisch das Tourismus-Programm wirklich für die Elefanten ist konnten wir oder konnte ich nicht wirklich einschätzen aber gut kann es nicht für die gemütlichen und intelligenten Zehenläufer sein und die gesammelte Erfahrung reichte aus, dass eigentlich jeder von uns den Ritt bereute und sich vornahm nie wieder einen solchen Elefantenritt zu buchen. Vielleicht war dieser Programmpunkt gerade deswegen sehr wertvoll, da wir so negative und positive Erfahrungen sammeln konnten.

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Zum Abschluss hastete jeder noch einmal über die zu schließen drohenden Gewürzläden um z.B. Den besten Pfeffer oder Kardamom der Welt zu kaufen und viele von uns genossen ein Restaurant mit Blues-Ambiente, dass uns auch durch die gelegene Position zu unserem Hotel Frühstück bereiten sollte bevor wir wehleidig unsere Zimmer räumten und das angenehm kühle Klima der Berge verlassen mussten.

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Viele Grüße aus dem jetzt wieder wärmeren Madurai,

Alexander und die gesamte Reisegruppe

Montag, 03.04.201: Ein Tag in den Backwaters von Kerala

 
Die Backwaters sind ein Netz aus Flüssen und Seen, die 900 Kilometer umfassen. Wir konnten nur einen kleinen Teil des Salzwasserbereiches zu sehen bekommen, in dem es leider keine Wasserpflanzen gibt. Dafür wurde uns ermöglicht einen kleinen Fluss zu befahren und somit auch mehr von dem Inseldorf mitzubekommen.
Als wir nach unserem "Kurzurlaub" in Varkala nach einer 20 minütigen Zugfahrt in Kollam, einem alten Handelszentrum, ankamen, hatten wir zwei Optionen, wie wir die Backwaters erkunden können: mit einem Bus zu einer kleinen Insel fahren und von dort eine Tour per Kanu, mit kurzem Stopp, um die Insel und das Inselleben näher kennenzulernen oder ein großes Boot mieten (inklusive Steuermann) und uns mit diesem dann die Backwaters etwas eigenständiger angucken. Wir entschieden uns für die erste Möglichkeit, da wir dachten, dass diese uns einen tieferen Einblick gewähren würde. Und so war es auch... Als wir durchgerüttelt von der Busfahrt an unserem Zielort ankamen, haben wir uns in eine siebener und eine neuner Gruppe aufgeteilt. Von unserem Steuermann würden wir dann zu unserem Kanu geführt.
 
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Der Vorteil des Kanus ist, dass man die schmalen Flüsse befahren kann und somit hatten wir einen direkten Blick auf das Dorfleben dieser Insel. Wir sahen Frauen, die am kochen oder am Wäsche Aufhängen waren. Die Männer, die wir gesehen haben, haben ihre Fischzucht bewacht und das Fließen des Flusses kontrolliert. Unser Steuermann führte das Kanu durch den Fluss mit einem langen Bambusstab.
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Auch für uns war es zwischendurch sehr abenteuerlich, denn wenn man einen Moment nicht aufgepasst hat, könnte es sein, dass man eine tiefe Brücke übersah, bei der man sich für einen Moment stark ducken musste. Natürlich würden wir vor diesen Stellen vorgewarnt, sodass niemandem etwas passieren konnte. Unser Steuermann wohnte auch direkt an der Insel, somit war er ortskundig und konnte uns einige Fakten darlegen: es leben 1000 Menschen auf der Insel in 300 Häusern. Also 3,33 Personen pro Haus.
Bei unserem Zwischenstopp wurde uns gezeigt, wie vielseitig eine Kokosnuss ist. Aus dem inneren der Schale werden Fasern gewonnen, die dann zu einem Seil gedreht werden.Diese Arbeit wird von Frauen ausgeübt, da sie körperlich nicht so anspruchsvoll ist. Angeblich sollen diese Seile dann sehr stabil sein. Da konnten wir uns nicht verkneifen die Belastbarkeit auszutesten - und wie würde das besser gehen, als mit Tauziehen. Bei den ersten zwei Versuchen ist das Seil leider gerissen. Das Seil war hierbei aber auch nur zweifach bzw vierfach gedreht.
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Beim dritten Versuch haben sich die Einheimischen wirklich Mühe gegeben, um uns zu zeigen, dass das Seil doch etwas aushalten kann. Es wurde mehrfach von Ihnen mit der Hand gedreht, bis es Tau ähnlich war. Dann hat das Tauziehen auch Spaß gemacht. Es wurde alles gegeben, bis manche sogar auf dem Boden gelandet sind. Als Belohnung stand dann schon der Chai-Tee bereit. Auch das Fruchtfleisch der Kokosnuss wird verwendet, um daraus beispielsweise Öl zu gewinnen. Außerdem wurden uns noch Milchkühe gezeigt. Anders als die Kühe, die überall auf den Straßen zu finden sind, waren diese deutlich teurer und geben auch statt ungefähr 10 Litern 30-35 Liter Milch. Nicht jeder Dorfbewohner kann sich solche Kühe für 75.000 Rupien (1.072€) leisten. Da das Land als sehr fruchtbar bekannt ist, hat jeder Haushalt einen eigenen Gewürzgarten. Hauptsächlich werden hier Chili-Schoten und Pfeffer angebaut.
Nach der kleinen Pause und dem Einblick in das Leben der Menschen auf der kleinen Insel ging es noch ungefähr eine Stunde auf dem Wasser weiter. In dieser Stunde konnten wir hauptsächlich Fisch- und Garnelenplantagen sehen, eine große landwirtschaftliche Einnahmequelle der Inselbewohner. Die Fische werden drei Monate gezüchtet, dann gefangen und verkauft. Damit keine Vögel an die Fische kommen, sind blaue Netze über die einzelnen Bereiche gespannt.
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Diese Bereiche gehen von Fluss ab, sind aber nicht mehr richtig Teil des Fließprozesses des Flusses. Aber nicht nur das Leben auf dem Dorf und landwirtschaftliche Prozesse konnten wir kennenlernen, auch war es möglich in einer unbegreiflichen Stille einfach abzuschalten und zu genießen.
 
Die Backwaters zeigen ein ganz anderes Gesicht Indiens, verglichen zu dem Indien, welches wir noch in Mysore und auch Cowdalli erkunden durften. Der Müll ist leider auch in den Gewässern nicht vermeidbar. Unklar ist jedoch, ob er von Touristen oder den Einheimischen verursacht wird. Dennoch geht eine unheimliche Ruhe von den schmalen Gewässern aus und wenn man ruhig über das Wasser gleiten, die Vögel zwitschern hört und an nichts weiter denkt, dann vergisst man schnell, dass man sich eigentlich in einem lauten und vollen Land befindet. Dieses Abschalten führt auch dazu, dass man mehr zu sich findet. Unterstützt wird dieser Prozess durch die spirituellen Gesänge des Tempels, die uns im Hintergrund immer begleitet haben. Es entstand ein Problem zwischen einerseits der idyllischen Landschaft, atemberaubenden schönen Natur und Tieren (wie zum Beispiel dem Eisvogel, den wir mehrfach gesehen haben) und andererseits dem harten Leben auf dem Land, der schlechten Wasserversorgung und dem vom Tourismus ergriffenen Ökosystem.
Nach der Tour durch die Backwaters stand auch schon das Abendessen an. Wir besuchten ein kleines, nordindisches Restaurant. Es gab einige Kommunikationsprobleme bezüglich dem was bestellt und dem was gebracht wurde. Außerdem war es sehr anstrengend etwas zu bestellen, da der Kellner nach jeder Bestellung in die Küche lief und es einige Zeit dauerte, bis er wieder auftauchte. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass es sich um einen Analphabeten handelt und er sich somit nichts notieren konnte. Das nächste Problem stelle sich dann bei dem bestellten Essen heraus: fast alles was bestellt wurde, besonders der Reis, war viel zu scharf für den normalen europäischen Geschmack. Nach einigen Löffeln fingen einige an zu schwitzen, bei anderen war nichtmal ein Löffel möglich. Ausgeglichen haben wir die Schärfe mit Chapati, einem trockenen Fladenbrot. Zum Satt werden gab es dann noch Butter Nan, ein anders zubereitetes Brot. Alle, die an diesem Abend eine ruhige Nacht verbrachten, konnten sich glücklich schätzen.
Emily Reuter

 

Freitag, 31.3 bis Sonntag, 2.4.2017: Varkala

 
Nachdem wir uns wehmütig von Cowdalli verabschiedet hatten, stiegen wir in einen Bus, um damit die Reisfelder und die teilweise sehr trockene Landschaft hinter uns zu lassen. Denn wir freuten uns schon alle auf die nächste Station: Den kleinen Küstenort Varkala am Meer!
Leider verlangte uns die Busfahrt bei gefühlten vierzig Grad Einiges ab und wir waren froh, als wir eine kleine zehnminütige Pause hatten. 
Nachdem wir die sechsstündige Fahrt nach Salem hinter uns gebracht hatten, nahmen wir nochmal einen Bus zum Bahnhof. Inzwischen war es schon dunkel geworden, deshalb gingen wir auch in Gruppen zu Abend essen, bevor wir in den Nachtzug stiegen. Für uns war es das erste Mal in einem indischen Nachtzug, aber im Nachhinein fanden es die meisten gar nicht so schlimm und jeder fand etwas Schlaf.
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Und als wir morgens aus dem Fenster sahen und uns den Fahrtwind ins Gesicht pusten ließen, bemerkten wir, dass sich über Nacht Einiges verändert hatte: Die Landschaft wirkte viel grüner und fruchtbarer. Im Hotel wurden wir für unsere lange Anreise mit einem Blick belohnt, den sich keiner von uns auch nur im Geringsten erträumt hatte. Wir konnten von unseren kleinen Terrassen das Meer sehen und sogar hören. Außerdem gab es Ventilatoren und richtige Duschen, was wir alle zu schätzen wussten.
Das Essen in einem Café direkt am Strand löste bei allen Urlaubsgefühle aus. Allerdings wurde dieser Eindruck von dem unmittelbaren Kontrast zwischen Cowdalli und diesem Touristenparadies etwas getrübt. Varkala ist ein sehr touristisch angelegtes Küstenstädtchen, das jedes Jahr viele Backpacker anzieht, zu denen wir uns theoretisch auch teilweise zählen könnten. Wir sahen die in Gärten mit gewässertem Rasen stehenden Lodges, vor denen sich weiße Touristen sonnten und an Cocktails nippten.
Auf der anderen Seite dachten wir an die Menschen in der Region von Cowdalli, die aufgrund eines viel zu lange andauernden Wassermangels jeden Tropfen Wasser sparen müssen und deren Lebensgrundlage -die Landwirtschaft- ernsthaft gefährdet ist. Hinter den schicken Ferienhäusern standen, hinter Planen verborgen, die Häuser der Angestellten, welche wesentlich ärmer aussahen. 
Trotz dieser ernüchternden Entdeckungen konnten wir nicht anders, als das Baden im Indischen Ozean in vollen Zügen zu genießen. Es war für alle unglaublich schön, sich treiben zu lassen oder unter den höheren Wellen durchzutauchen.Nach einem (viel zu kurzen!) Bad im Meer und einer Dusche, die uns von all dem dunklen Sand befreite, machten wir uns auf zur Klippenpromenade, an der gefühlt hunderte Händler Souvenirs, Seide, Duftöle oder kleine Skulpturen anboten.
In Indien ist es so, dass man immer von den Verkäufern angesprochen wird, wenn man einen längeren Blick auf die Sachen wirft. Deshalb ist es praktisch unmöglich, einfach nur zu schauen, und falls man das möchte, muss man es geschickt anstellen und nur ganz kurz schauen. Aber meistens sind die Verkäufer dann doch nicht so aufdringlich wie sie wirken und helfen einem, das Richtige zu finden. Aufgrund der großen Auswahl deckten sich alle mit ein paar Souvenirs für Zuhause ein, wobei man die schmerzhafte Erkenntnis machen musste, dass egal, wie gut man glaubt, gehandelt zu haben, die Inder am Ende einen meistens immer noch übers Ohr hauen. 
Den Tag ließen wir mit einem entspannten Abendessen im ersten Geschoss eines Restaurants ausklingen. Die Stimmung war ausgelassen und entspannt. Das leckere Essen, die Livemusik und die süßen Katzenbabys, die zum Beispiel Leah in lange andauerndes Entzücken versetzten, waren die Highlights des Abends. Nach der kleinen Nachtwanderung mit Taschenlampen zurück zum Hotel besprachen wir die Pläne für den nächsten Tag und fielen müde ins Bett.
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Blick aus dem Hotel
 
Der nächste und somit der letzte volle Tag in Varkala hatte nur einen Programmpunkt, und das war gemeinsames Schwimmen im Meer und anschließendes Abendessen. Deshalb gestaltete jeder den Vormittag anders. Isabella, Alex und Felix machten sich beispielsweise mit der Rikscha auf die Suche nach einem Geldautomaten. Leider erfolglos, denn alle sechs Automaten machten Probleme. In der nächsten Stadt sollten sie jedoch endlich Erfolg haben. Na ja, so hatten sie auf jeden Fall viel mehr von der Stadt gesehen als alle anderen! 
Um vier Uhr sollten wir uns an einem großen Strand treffen, um schwimmen zu gehen. Der Strand war allerdings so groß, dass Alba, Emily und Susanne uns zuerst nicht fanden und erst später dazustießen...Das Baden und das darauffolgende Abendessen in einem total leckeren Restaurant direkt am Strand war sehr schön. Wir unterhielten uns fast den ganzen Abend über Kinderserien und Bücher und schwelgten etwas nostalgisch in Kindheitserinnerungen, was ziemlich lustig war. 
Die frischgebackenen Abiturientinnen bekamen zum Trost dafür, dass sie ja nun die Abiturfeier verpasst hatten, von Frau Reuter eine Ganesha-Figur, der der Gott des Glücks ist, geschenkt.
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Varkala verabschiedete sich noch mit einem kleinen Sommergewitter von uns, so gingen wir erst zurück, als es vorbei war. Viele waren an diesem Tag noch lange wach, packten, unterhielten sich oder lachten einfach nur zusammen.
Zusammenfassend können wir sagen, dass der Aufenthalt in Varkala auf zwei verschiedene Arten und Weisen bereichernd war.
Auf der einen Seite hatte die Gruppe dort Zeit zum Entspannen und Durchatmen und es war teilweise ein bisschen wie Strandurlaub.
Auf der anderen Seite hat uns Varkala gezeigt, dass man Indien auf zwei verschiedene Weisen erleben kann. Denn man muss immer auf die Kehrseite der Medaille achten.
Als Tourist kann man in einem luxuriösen Hotel absteigen, im Meer baden gehen und unter Palmen liegen. Dann sieht man allerdings nicht das richtige Indien, sondern nur eine Projektion, eine Illusion eines Landes, in dem alle westlichen Standards an der Tagesordnung sind. Dann gilt es allerdings zu überlegen, ob es nötig ist, wirklich in Indien zu sein, denn so einen Urlaub kann man schließlich überall machen. 
Wir fanden es aber durchaus gut, einen Einblick in die Tourismusbranche bekommen zu haben, denn diese ist schließlich auch ein Teil Indiens.
Allerdings waren wir froh, noch viel mehr Facetten und Seiten dieses unglaublich schönen Landes kennenlernen zu können und wir hofften, im Laufe der Reise ein möglichst realistisches und echtes Bild der atemberaubenden Vielfalt zu bekommen.
 
Hana Reichert
 

Freitag, 31.März 2017

Heute war der Tag, an dem uns die St. Anthony's School mit Schülern und Lehrern offiziell empfangen und verabschiedet hat. Dazu haben wir und die Schulgemeinschaft der St. Anthony's School uns Lieder und Tänze überlegt. Das Tanzen der Kinder war wie auch das Singen der Lehrer wirklich sehr rührend und besonders. Wir haben alle weiße Blumenketten geschenkt bekommen, in denen wir anschließend den Tanz, den wir zuvor beigebracht bekommen hatten, mehr oder weniger erfolgreich vorführten, lustig war es allemal. Die Reden von Sagaya Mary, Father Christopher sowie unseren Lehrern waren ebenfalls schön. Als Mitbringsel für die Schüler/-innen und Lehrer verteilten wir biegsame Bleistifte mit Spitzern. Das darauffolgende Mittagessen fand mit den Lehrern der Schule statt. Fast schon ein bisschen traurig machten wir uns dann gegen 13 Uhr auf den Weg zum Bus nach Varkala über Salem. Cowdalli und die Dinge und Menschen, die wir gesehen, erlebt, getroffen und erfahren haben, waren vielfältig und werden uns allen in schöner Erinnerung bleiben. Jetzt geht es weiter nach Varkala an den Strand - Fortsetzung folgt! Bis bald!

Donnerstag, 30. März 2017

Vanakam! Heute war Tag der Abschlussprüfungen für einige Schüler. Da wir uns nicht auf dem Schulgelände bewegen durften, kam es uns sehr zu Gute, dass wir von zwei Lehrerinnen Tamil beigebracht bekommen haben. Tamil stellte sich für uns als eine komplett andere und komplizierte Sprache raus. Trotzdem können wir jetzt stolz von uns behaupten, ein paar Wörter auf Tamil sagen und schreiben zu können. Nach einer zweiten Tanzkurseinheit machten wir uns auf den Weg zu der Schulleiterin Sagaya Mary, die im Nachbardorf wohnt. Auch hier wurden wir herzlich empfangen, haben sehr lecker gegessen und getrunken und sogar einen kleinen Tanz von Sagaya Mary's Familienmitgliedern dargeboten bekommen. Auch dieser Tag endete satt und zufrieden auf dem Dach.

Mittwoch, 29.März 2017

Am nächsten Tag war Feiertag, nämlich das Hindu -Neujahr. Die Schüler der St. Anthony School haben momentan Ferien, trotzdem kamen sehr viele in die Schule um uns zu begrüßen, was uns sehr gefreut hat. Nach dem Frühstück haben sich unsere Lehrer mit dem Kollegium der St. Anthony's School getroffen, um das noch ausstehende Weihnachtsgeld auszuteilen und sich über die aktuelle Situation der Schule auszutauschen. Den Lehrern haben wir als Mitbringsel die Indienkalender unserer Schule im Rahmen einer kleinen Vorstellungsrunde geschenkt.Wir als Gruppe haben viele Schüler und Schülerinnen begrüßt und mit ihnen gesungen, Henna gemalt und Familienphotos rundgegeben. Wir waren alle sehr berührt, persönlichen Kontakt mit einigen Schülern aufnehmen zu können. Anschließend haben uns drei Leherinnen Tanzunterricht gegeben. Indische Tänze sind anders als die, die wir kennen. Sowohl wir als auch unsere Leherinnen und die Zuschauer (Schüler/-innen)  haben uns dabei sehr amüsiert. Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause haben wir eine Tour durch Cowdalli gemacht. Das Leben hinter den Schulmauern ist ziemlich kontrastreich; Cowdalli und die Menschen dort leben in äußerst ärmlichen Verhältnissen. Da es so heiß und trocken ist, ist der Boden ausgetrocknet und macht landwirtschaftliches Arbeiten sehr schwer, was allerdings der Hauptbeschäftigungsbereich dort ist. Dadurch herrscht extremer Wassermangel. Uns wurde zwar genügend Wasser zur Verfügung gestellt, dies war jedoch unter anderem nur möglich, weil Schulferien sind. Am Abend, sobald wir mit essen fertig waren, saßen wir zusammen und haben uns unterhalten und über den Tag reflektiert.

 

 

Dienstag, 28.März 217: Cowdalli

Hallo aus Cowdalli!!! Die letzen vier Tage haben wir in Cowdalli verbracht. Nach unserem Mysoreaufenthalt sind wir ca. 4 Stunden lang nach Cowdalli mit dem Bus gefahren. Die Landschaft verändert sich hier je mehr man sich von der Stadt entfernt; es wird trockener, heißer, und weniger bunt, vereinzelt findet man ein paar grüne Flächen. Die Busse hier unterscheiden sich in ungefähr allem, was wir aus Trier gewohnt sind. Man fährt in einem engen, meist vollen Bus durch die Hitze. Die Busfenster sind entweder immer offen oder gehen gar nicht erst zu, weshalb es zur gleichen Zeit schwitzig und luftig ist. Unsere großen Reiserucksäcke stellten sich als ziemlich komplizierter Verstauungsgegenstand in dem schmalen Bus raus... Im Laufe der Reise werden wir sicherlich noch lernen, unser Gepäck schneller zu verstauen... Der Straßenverkehr wird hier Im wesentlichen  anders "geregelt", als wir das gewohnt sind. Hier herrscht Linksverkehr und falls es Tempolimits gibt, werden sie hier irgendwie übergangen. Man fährt auf Indiens Straßen hupend und rasend an Rikschas oder Autos vorbei, aber nicht an Kühen. Die stehen auch ab und zu mal auf der Straße, dann muss der Verkehr jedoch warten, um die Kühe nicht zu verletzten. Unsere Busfahrt war für uns also anstrengend und aufregend. Manche von uns konnten aber nach den lauten Tagen in Maysore trotzdem im Bus schlafen. Gegen Abend sind wir dann in Cowdalli angekommen - endlich! Plötzlich standen wir vor der St. Anthony's School, vor dem, was wir in den letzten Jahren immer auf Bildern gesehen oder gehört hatten. Mit einer Mischung aus Angekommen-sein, Vorfreude und Unsicherheit auf das abermals Neue wurden wir dann von Father Christopher bei Chai empfangen. Hier war die Stimmung für uns anfangs angenehm freundlich, gleichzeitig etwas distanziert, weil wir uns alle erstmal auf die neuen Umstände wieder einstimmen mussten. Diese "Orientierungslosigkeit" blieb auch während des Tanzkurses, den wir von Anita, einer Lehrerin der St. Anthony's School, in traditionell indischem Tanz bekommen haben. Anita ist wirklich nett und sprüht vor Energie, für uns war es aber eher schwierig, den völlig fremden Bewegung zu folen, und sprachliche Schwierigkeiten kamen noch hinzu. Mit der Zeit haben wir uns einigermaßen daran gewöhnt und uns amüsiert. Besser verstanden haben wir unsere Tamillehrerin, bei der wir 3 Stunden in Tamil eingeführt wurden. Tamil hat komplett unterschiedliche Laute und Buchstaben & Schriftzeichen. Trotzdem können wirjetzt stolz von uns behaupten, ein paar Wörter sagen und schreiben zu können (Vanakam - Hallo..... der Rest wäre jetzt zu viel aufzuzählen.....) Der Kurs war letztlich ziemlich interessant und lustig für uns. Noch mehr Spaß und Begeisterung fanden wir in den Begegnungen mit einigen Schülern der Schule. Trotz ihrer Ferien kamen viele Mädchen und Jungen, um uns zu sehen und zu begrüßen. Unser Kontakt kam erst nur  langsam ins Rollen, wir und die Schüler waren etwas zögerlich am Anfang. Wie begegnet man gleichaltrigen, die aus einer vollkommen anderen Umgebung, Gewohnheit und Kultur kommen? Als wir und vorgestellten, fing das Eis an, zu brechen. Wir haben uns gegenseitig vorgesungen und getanzt, und schließlich mit den anderen in der Schule geredet. Ein Mädchen kam auf die Idee, Henna zu kaufen und bemalte uns die Hände. Wir alle fanden es sehr berührend, so offen und von Herzen begrüßt zu werden und sind froh, persönliche Kontakte geknüpft haben zu können. Kulturelle Unterschiede sind in diesem Kontext also gar nicht soo schwer, zu überwinden. Es zeichneten sich für uns also positive, schöne Aspekte sowie negativere innerhalb der Schule ab. Außerhalb der Schule haben wir diese Vielschichtigkeit noch verstärkt wahrgenommen. Als wir einen Gang durch Cowdalli gemacht haben, sind sehr viele verschiedene Eindrücke auf uns niedergeprasselt. Cowdalli ist ein sehr ärmliches Dorf. Es herrscht extreme Trockenheit und dadurch Wasserknappheit, was die landwirtschaftliche Arbeit sowie die alltägliche Wasserversorgung problematisch gestaltet. Unseren "Spaziergang" kann man sich ungefähr so vorstellen: lauter heimische Menschen bleiben stehen und unterbrechen ihre Aktivitäten, um einen zu begrüßen oder vielleicht ein Foto zu machen ("sista, one photo, one photo"). Überall an der Straße liegt Abfall und Schmutz. Für uns war diese Tour ziemlich kontrastreich,und zwar herzlich und schön, so offen empfangen zu werden, andererseits aber auch eher befremdlich. Man fühlt sich wie eine Attraktion, behandelt aber selbst die Dorfbewohner wie welche, wenn man fotografierend das Dorf besichtigt. Einige von uns haben das Fotografieren dann auch eingestellt. Am Ende dieses Tages haben wir über dieses Erlebnis gesprochen. Für uns war die Tour wichtig, um Indien weder auf seine graue, noch auf seine leuchtende Seiten zu reduzieren. Indien ist eben unglaublich abwechslungsreich. Trotz dieser, oder wahrscheinlich eher genau wegen dieser vielseitigen Erfahrungen in Cowdalli wird uns dieser Teil unserer Reise in guter und wertvoller Erinnerung bleiben. So lief auch unsere "Assembly" am letzten Tag richtig schön ab. WIr haben uns gefreut, die Tänze und Lieder, die so ganz anders klingen als Lieder bei uns, anzuhören. Den Tanz, den Anita uns mehr oder weniger beigebrachthat, haben wir irgendwie vorgeführt, was den indischen Schülern dem Applaus nach am meisten gefallen hat. So, jetzt packen wir fast ein bisschen traurig unsere Rucksäcke und machen uns auf eine neue Busreise nach Varkala - ab ans Meer! Bis bald! Eure Indienreisegruppe

 

28. März 2017

‘Wie eine Reise nicht beginnen sollte…’ – aber auch ‘Wie schoen es ist, endlich angekommen zu sein’

Nachdem wir am 25. um kurz nach acht Uhr in den Bus nach Frankfurt gestiegen sind, verlief unsere Reise erstmal genau nach Plan. Der Bus hat Frankfurt puenktlich erreicht, das Check-in verlief reibungslos.

Dann kam das Durchleuchten bei der Sicherheitskontrolle, bei welcher alle problemlos durchkamen. Bis auf Alexander. Der wurde naemlich vom Sprengstoffkommando aufgehalten, da sein Gastgeschenk, eine LED- Kette, auf dem Monitor offenbar gefaehrlich aussah… Nachdem Alex Rucksack dann durchsucht worden und eine Gefahr ausgeschlossen worde war, konnten wir weiter zum Boarding.

Mit einer halben Stunde Verspaetung, wegen schlechtem Wetter in Dubai konnten wir dann den Airbus besteigen. Sechs-einviertel Stunden spaeter sind wir dann mit leichten Turbulenzen in Dubai gelandet. Das Wetter war immernoch nicht besser.

Beim Betreten des Flughafens wurde Felix dann vom Rauschgiftdezernat rausgewunken und durchgecheckt… Natuerlich wurde nichts gefunden, den Grund fuer die Durchsuchung kennen wir allerdings immer noch nicht…

Das Boarding fuer die Maschine nach Bengalore sollte gegen 02:15 Uhr Ortszeit sein. Allerdings wurde unser Flugzeug vom Blitz getroffen, als noch niemand an Board war, sodass dieses ohne weitere Checks nicht abheben durfte…

Es musste also ein neues Flugzeug her. Gegen 05:00 Uhr morgens konnten wir dann das neue Flugzeug besteigen. Aber nach etwa einer halben Stunde hiess es, dass drei Passagiere verloren gegangen waren und da deren Gepaeck ausgeladen werden musste, ist in der Zeit scheinbar unsere Start- und Landeerlaubnis ausgelaufen und da der Flughafen in Bengalore um die Zeit scheinbar eine Art Pause gemacht hat, konnte die naechse Erlaubnis erst fuer in drei bis sechs Stunden ausgestellt werden …

Wir sind dann also wieder aus dem Flugzeug raus und in den Flughafen rein. Immerhin haben wir Snacks und Essensgutscheine fuer das verpasste Abendessen im Flugzeug erhalten, mussten dann aber in den Wartebereichen auf den Baenken schlafen.

Tatsaelich war das Boarding fuer den Flug am naechsten Morgen gegen 12:00 Uhr mittags, also mit der Warterei ziemlich genau sechs Stunden spaeter.

Nach ca. drei Flugstunden haben wir dann endlich Bengalore erreicht. Als wir dann durch die ganzen Einreiseprozedere durch waren und gluecklicherweise keiner der Rucksaecke beim mehrfachen Umladen verloren gegangen war, haben wir gegen 21:00 Uhr abends den Bus nach Mysore bestiegen. Angekommen sind wir gegen 01:00 Uhr nachts.

Das Hotel hatte gluecklicherweise auch noch auf. Schlafen gegangen sind wir dann gegen 02:00 Uhr nachts.

Durch die Verspaetungen hatten wir insgesamt neun-einhalb Stunden Verspaetung.

Am naechsten Morgen sind wir nach einem indischen Fruehstueck in kleinen Gruppen ueber den Markt in Mysore gegangen. Es war laut und voll, aber die exotischen Fruechte und die ganzen neuen Gerueche, die Menschen und die Dynamik waren absolute faszinierend.

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Die Haendler schreien, um ihre Ware von der Masse abzuheben und man wird von allen Seiten angesprochen und beobachtet, weil man einfach so anders ist. Wir haben auch gelernt, wie man Raeucherstaebchen macht und dass Hugo Boss und Kenzo die Gerueche fuer ihre Parfums aus aetherischen Oelen beziehen, die man hier auf dem Markt fuer einen Bruchteil des Geldes bekommt. Zumindest behauptet das der Haendler… Spaeter hat Katherina den ersten Kuhfladen, den wir am ganzen Tag gesehen hatten uebersehen… und erwischt… Man sagt, es soll Glueck bringen… Allerdings bringt es zuerst eine braune Masse, die an und in den Schuhen haengt…

Nachmittags sind wir dann weiter zum Palast von Mysore, den wir in der Nacht zuvor, beleuchtet, leider verpasst hatten. Mysore ist bunt, schnell und voll. Aber vorallem warm. Bei ca. 35 Grad Celsius waren wir gut durchgeschwitzt, bevor wir ueberhaupt am Palast ankamen. Aber der Anblick war es wirklich wert. Der Palast selber ist ein architektonisches Meisterwerk, welchem die recht eintoenige Audio-Guide Fuehrung kaum gerecht wird.

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Natuerlich muss man zuerst die Schuhe ausziehen. Aber innen drin, nachdem man die Austellungsstuecke hinter sich gelassen hat, bietet sich einem ein Anblick der einfach nur atemberaubend ist: Hallen mit Sauelengaengen, Torboegen, geschnitzten Holztueren, Buntglasfenstern- und daechern, Wendeltreppen… und noch so Vielem mehr. Ich konnte gar nicht anders, als mir vorzustellen, wie diese Rauemlichkeiten bei Festen aussehen wuerden, die die ohnehin schon unglaublich prunkvollen Hallen noch schoener machen wuerden.

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Auf dem Gelaende des Palasts wollten indische Touristen mit uns Fotos machen und hin und wieder lief ein Elefant mit Reitern vorbei.

Nach dem Palast sind wir noch in ein Café gegangen und haben hausgemachte Zitronenlimonade getrunken.

Der Rest des Abends stand zur freien Verfuegung, bis zum Abendessen, das wir auf dem Dach eines Restaurants am Ghandi- Square gegessen haben. Es war schon eine kleine Erleichterung, Gerichte auf der Karte zu entdecken, die einem bekannt vorkommen. Denn so lecker das indische Essen auch ist, man weiss schon, was man mag und etwas zu essen, was man von Zuhause kennt, fuehlt sich ein bisschen wie ein kleines Stueck Heimat in einem sonst fremden Land an.

Abends haben einige von uns noch mehrere Runden Werwolf gespielt, bevor wir dann alle ziemlich erschoepft in die Betten gefallen sind, in Zimmern, die eigentlich viel zu warm zum Schlafen sind. Aber in der zweiten Nacht ging das schon besser als in der ersten. Und man sagt ja, dass man ueberall schlafen kann, solange man nur muede genug ist.

Heute Mittag geht es mit dem Bus weiter nach Cowdalli. Der naechste Eintrag wird sich also mit unserem Projekt dort befassen.

Abschliessend kann ich sagen, dass man sich Indien im Grunde genommen gar nicht richtig vorstellen kann, egal wie viel Vorbereitung man hatte. Zu unterschiedlich werden die einzelnen Aspekte der Kultur von hinduistischen oder muslimischen, aber auch Dingen aus der Kolonialzeit beeinflusst. Jetzt gerade ruft z.B. ein Muezzin zum Gebet und zwischen den bunten Sarees sieht man hin und wieder eine schwarze Burka.

Leah Tittizer

25. März 2017

Es geht los...

Es ist Samstagmorgen, kurz vor acht am Hauptbahnhof in Trier.

Bei um die fünf Grad Morgenfrische ist die Vorfreude groß auf sommerliche Temperaturen in Indien! Und auf die vielen Abenteuer.

Alle sind fit – es kann losgehen!

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März 2017

13 Schülerinnen und Schüler und drei Lehrpersonen besuchen die Projektgebiete der Indienpartnerschaft

Nach monatelanger Vorbereitung ist es endlich soweit: 13 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen und ein Lehrer des AVG begeben sich für knapp vier Wochen auf eine Begegnungsfahrt nach Südindien.

Nach kurzer Eingewöhnungszeit in dem für indische Großstädte entspannten Mysore werden wir als erstes Cowdalli besuchen, wo die Indienpartnerschaft seit fast 20 Jahren die St. Anthony’s School finanziell unterstützt. Es ist sehr wichtig für uns, dass wir uns ein Bild machen von der Situation vor Ort, indem wir mit Schülern, Eltern und Lehrern sprechen. Wir möchten erfahren, wie die Unterstützung durch die Indienpartnerschaft der Schulgemeinschaft zugute kommt. Dabei gibt es auch Kritisches mit dem aktuellen Schulleiter zu besprechen, denn in der jüngsten Vergangenheit liefen die Dinge nicht immer so einvernehmlich, wie es wünschenswert wäre. Insgesamt werden wir versuchen, unsere Zusammenarbeit zu bewerten, um auf der Grundlage unserer Ergebnisse die zukünftige Unterstützung neu zu planen. Der Aufenthalt in Cowdalli ermöglicht uns auch eine Begegnung mit Indien, die davon geprägt ist, dass alle Beteiligten durch die jahrelange Zusammenarbeit interkulturelle Erfahrungen in beide Richtungen machen können.

Im weiteren Verlauf unserer Reise werden wir uns ebenfalls einige Tage bei der Nichtregierungsorganisation PMD in Tamil Nadu aufhalten, die wir ebenfalls seit vielen Jahren in ihrem Bemühen unterstützen, die Lebensumstände der armen Landbevölkerung zu verbessern. Nach einem verheerenden Wirbelsturm Ende des Jahres 2015 hat die Schulgemeinschaft des AVG im vergangenen Jahr durch einen Spendenlauf Geld gesammelt, um den am schlimmsten betroffenen Familien zu helfen, ihre Existenz zu sichern und zu einem würdigen Leben zurückzufinden. Wir werden in die betroffenen Dörfer fahren und sehen, wie die finanziellen Mittel eingesetzt wurden. Außerdem werden wir einige der Studentinnen und Studenten treffen, die von uns durch Stipendien unterstützt werden, und in Erfahrung bringen, wie diese Bildungsangebote wirken. Außerdem werden wir in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) in den kommenden drei Jahren über 660 Familien unterhalb der Armutsschwelle durch die Vergabe von Milchkühen aus ihrer wirtschaftlichen Not helfen. Die Planungen für dieses Projekt werden wir uns vor Ort anschauen. Es wird noch viele weitere Gesprächsthemen geben, da sich die PMD seit fast 40 Jahren bemüht, die Entwicklung dieser sehr ländlichen und damit sehr rückständigen Gegend zu fördern. Wir haben in den letzten 15 Jahren unserer Zusammenarbeit einige der Projekte begleiten können und sind gespannt auf die weitere Entwicklungsaussichten.

Neben diesen offiziellen Anlässen möchten wir jedoch auch die Gelegenheit wahrnehmen, Land und Leute näher kennenzulernen und ein tieferes Verständnis für die Kultur und Lebensgewohnheiten der Menschen in Indien zu erlangen. Dieser Teil ist sicher bunt und spannend und führt uns in viele der Landschaften, Städte und Tempel, die Südindien zu einem der vielfältigsten Reiseziele macht.

Damit Sie daran teilhaben können, werden wir unser Bestes tun, um von unseren Erfahrungen zu berichten. Wann Sie etwas Neues lesen können, hängt davon ab, wie wir Zugang zum Internet haben. Auch wenn wir uns dadurch nur in unregelmäßigen Abständen melden können, können Sie unsere Reise auf dieser Homepage verfolgen.

Geplanter Reiseverlauf

Samstag 25.3.

Abflug Frankfurt

Sonntag 26.3.

Ankunft Bangalore – Weiterfahrt mit dem Bus nach Mysore

Montag 27.3.

Mysore

Dienstag 28.3.

mit dem Bus von Mysore nach Cowdalli

Mittwoch 29.3.

Cowdalli

Donnerstag 30.3.              

Cowdalli

Freitag 31.3.

mit dem Bus nach Salem, abends mit dem Nachtzug nach Varkala

Samstag 1.4.

Varkala

Sonntag 2.4.

Varkala

Montag 3.4.

mit dem Bus nach Kollam , Bootsausflug in die Backwaters

Dienstag 4.4.

mit dem Bus über Kottayam nach Kumily

Mittwoch 5.4.

Kumily

Donnerstag 6.4.

mit dem Bus nach Madurai

Freitag 7.4.

mit dem Bus nach Rameshwaran

Samstag 8.4.

Rameshwaran

Sonntag 9.4.

mit dem Nachtzug nach Villupuram (PMD)

Montag 10.4.

Ankunft bei der PMD

Dienstag 11.4.

PMD

Mittwoch 12.4.

PMD

Donnerstag 13.4.

PMD

Freitag 14.4.

mit dem Zug nach Tirupati

Samstag 15.4.

Tirupati

Sonntag 16.4.

mit dem Bus nach Kanchipuram

Montag 17.4.

mit dem Bus nach Mammallapuram

Dienstag 18.4.

Mammallapuram

Mittwoch 19.4.

Mammallapuram

Donnerstag 20.4.

Chennai - Frankfurt